Stafettenreiter 2013 in Berlin
Stafettenreiter 2013 in Berlin

10.06.2015

Stafettenreiter - Botschafter hoch zu Ross

 

Was die Fackelträger für die Olympischen Spiele sind, das sind die Stafettenreiter für die Weltmeisterschaften der Islandpferde. Nicht allen Reitdisziplinen ist es bekannt, dass Islandpferde eigene Weltmeisterschaften austragen, umso interessanter ist die Tatsache, dass die Stafettenreiter auf ihrem Weg zu dem jeweiligen Austragungsort der Islandpferde WM durch verschiedene Orte reiten und somit zu wichtigen Botschaftern des Sportevents werden. Dabei rühren sie zudem ordentlich die Werbetrommel für die Pferderasse, um die sich das Ganze dreht. Immerhin können sich die Beobachter der Reitgruppen und die Stationen, an denen den Reitern und den Pferden Unterschlupf für die Nacht gewährt wird, von den tollen Charakterzügen der Islandpferde überzeugen.

 

Ein sehr gutes Beispiel dafür war 2013 die Weltmeisterschaft in Berlin, denn anlässlich dieses Großereignisses auf deutschem Boden ritten 300 Stafettenreiter von der Siegessäule zum Brandenburger Tor  und übergaben dort die Stafette. Ein Bild, das nicht nur in den Medien umher ging, sondern vielen Menschen für immer in Erinnerung bleiben wird. Fahnenschwenkende glückliche Reiter von Jung bis Alt und die vielen Pferde, die sehr anschaulich die Farbvielfalt und die Nervenstärke des Islandpferdes demonstrierten, waren die besten Botschafter, die sich diese Weltmeisterschaft wünschen konnte.

 

Wer noch einmal in Erinnerung an den vergangenen Stafettenritt schwelgen möchte, kann sich dieses Video anschauen.

 

Nun muss die Stafette von Berlin aus in die dänische Ortschaft Herning gebracht werden, wo vom 3. bis 9. August die diesjährige Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Dabei startet der Stafettenritt bereits am 19. Juni, damit die Reiter auch pünktlich zur Stafettenübergabe und somit zur großen Eröffnungsfeier am Zielort eintreffen. Der Ritt ist bereits straff geplant, am 18. Juli wird die Gruppe die dänische Grenze bei Ellund überqueren, dann  haben die Dänen die Verantwortung über die Stafette und bringen diese bis zum WM-Austragungsort Herning.

 

Alleine von Berlin bis Ellund werden die Reiter etwa 600 Kilometer zurücklegen, dabei werden die Tagesetappen durchschnittlich etwa 25 Kilometer betragen. Doch was bewegt die Stafettenreiter, die Strapazen eines mehrtägigen Rittes auf sich zu nehmen? Wir haben mit der langjährigen Wanderreiterin Marion Heindorf und dem erfahrenen Trosser Thomas Henning über den letzten Stafettenritt und die zukünftige Strecke gesprochen.

Auch Überfahrten mit der Fähre können bei einem Stafettenritt vorkommen.
Auch Überfahrten mit der Fähre können bei einem Stafettenritt vorkommen.

 

Der Stafetteritt ist nicht einfach nur ein Ritt durch die Walachei, es ist eine wichtige Aufgabe. Die Stafettenübergabe eröffnet die Weltmeisterschaften, so wie das Olympische Feuer die Spiele eröffnet. Doch es ist auch ein Lebensgefühl und ein kleines Stück Freiheit. Man lernt unterwegs nicht nur andere Menschen und Orte kennen, sondern lernt auch ein Stück weit sich selbst ein wenig besser kennen, berichtet Marion Heindorf. Man ist tagelang zu Pferd unterwegs, oft mit den gleichen Leuten, klar kann da auch ein gewisser Grad an Lagerkoller entstehen, doch gerade das trägt dazu bei, dass man seine eigenen Grenzen besser einschätzen kann. Doch für Marion ist das Schönste dieser Ritte die Tatsache, dass man mit seinem Pferd eine viel engere Beziehung aufbaut. “Man lernt einander besser zu vertrauen, es gibt Wege, da muss man sich auf sein Pferd verlassen, dass es einen sicher dort hinüberträgt. Aber es kommen auch Situationen vor, bei denen es unglaublich wichtig ist, dass die Pferde einem vertrauen. Stimmt dies alles, kann man unterwegs wirklich die Seele baumeln lassen und die unterschiedlichsten Landschaften genießen”

 

Geschlafen wird bei diesen Ritten in Zelten, auf Heuböden oder in Gasthäusern, je nachdem was sich einem bietet. Dabei ist die Organisation unglaublich wichtig. Daher sind gute Trosser unabdingbar. Thomas Henning ist einer dieser Trosser, er begleitet die Stafettenreiter mit dem Auto um Paddockmaterial, Schlafsachen, Zelte, Essen und was man noch so benötigt, den Pferden und Reitern zukommen zu lassen. “Die Reiter müssen sich auf die Trosser verlassen können.” betont Thomas, “aber dafür ist es auch wichtig, dass die Stationen und Rastplätze im Vorfeld besprochen werden, so ein Ritt muss durchorganisiert werden, sonst entsteht das reinste Chaos und niemand hätte mehr seine Freude an solch einem Ritt.”

Trosser und ihre "Pferdestärken"
Trosser und ihre "Pferdestärken"

 

Ob der diesjährige Stafettenritt allerdings die Erlebnisse aus 2013 noch toppen kann ist fraglich. Immerhin freute man sich nicht nur auf die anstehenden Wettkämpfe um die Titel im eigenen Land, in Berlin kamen noch viel stärkere Emotionen hoch als bei anderen Ritten. 300 Pferde vor der Quadriga, das war etwas ganz Besonderes. Marions persönliches Highlight war aber der Ritt ins Stadion. Auf dem eigenen Pferd und mit der Stafette in der Hand auf dem Boden zu reiten, auf dem in den nächsten Tagen um die Titel gekämpft wird, das war ihr „Magic Moment“. Und das dann auch noch im Rahmen der großen Eröffnungsfeier vor unzähligen Zuschauern, das war wirklich ein bewegender Moment für Marion.

 

Die diesjährige Strecke von Berlin nach Herning verläuft durch verschiedene Ortschaften, wie Ellringen, Mechow, Kummensee, Badendorf, Schmalfeld, Wiemersdorf, Jahrsdorf und viele weitere Orte. Vielleicht kann der ein oder andere die Reitgruppe entdecken und weiß nun, was sich hinter der Gruppe von Reitern auf Islandpferden verbirgt.

 

Zur Routenplanung des WM Stafettenrittes 2015.

 

Die offizielle Website der Weltmeisterschaft 2015 findet man hier: http://vm15.com/index.php/en/

 

Zum Abschluss noch einige Impressionen aus 2013, vielen Dank an Thomas Henning und Melanie Wiesenhöfer für die schönen Bilder.