Aachener CHIO 2013 – der Auftritt der Gangpferde

 

 

Nach wochenlangem Proben der Choreografie, tagelangen Waschszenen am Putzplatz bis kein wuscheliges Mähnenhaar mehr staubig war, stundenlangem Schrubben der verzierten Kopfstücke und blitzeblanken Sättel kam nun endlich der ersehnte Auftritt der Gangpferderassen auf dem weltberühmten CHIO in der Aachener Soers. Vormittags fand eine zweistündige Präsentation von 65 Gangpferden statt, nachmittags gab’s eine große Abschlusspräsentation im Hauptstadion mit 80 Pferden.

 

Einer geht noch!“, das war das Motto dieses Zuchttages, denn Gangpferde können schließlich mindestens einen Gang mehr. So unterschiedlich die Rassen und ihre Gangverteilungen, sowie die charakteristischen Merkmale der speziellen Gangart der jeweiligen Rasse auch sind, eins haben sie gemeinsam: nach Schritt, Trab und Galopp ist noch nicht Schluss.

 

Teilnehmer der Gangpferde waren, neben den Islandpferden, die brasilianischen Mangalarga Marchadores, die rheinischen Aegidienberger, Paso Peruanos, American Saddlebred Horses, Tennessee Walking Horses, Paso Finos und drei weitere töltenden Rassen.

 

Walter Feldmann, der „Grand Seigneur der Gangpferdeszene“, wie ihn der Moderator der Veranstaltung vorstellte, kommentierte fachmännisch auf seine sympathische „rheinische Art“ die gesamte Vorstellung, erklärte die einzelnen Gangpferderassen und riss das Publikum mit sich. Die Vorstellung der Pferde über dem Finostrip konnte den ungeschulten Augen die Unterschiede der Gänge noch akustisch untermalen, während die Stuten, die mit ihren Fohlen bei Fuß präsentiert wurden, bewiesen, dass Tölt eine natürliche Gangart ist und schon von Kindesbeinen an beherrscht wird.

 

Karly Zingsheim auf Dökkvi frá Mosfelli und Lena Maxheimer auf Tango vom Kronshof zeigten, dass Islandpferde nicht nur nette Ponys mit langer Mähne sind, sondern auch mit viel Ausdruck im Sport geritten werden. Dökkvi mit seinen 20 Jahren war ein guter Vertreter der Rasse und schien den Moderator zu wahren Begeisterungsstürmen zu veranlassen, denn immer wieder betonte er, dass Dökkvi nicht nur ein Ehrenpreisträger für seine Nachkommen ist, sondern auch selber sehr erfolgreich auf Weltmeisterschaften vorgestellt wurde. Es war schön, dieses Team nach all den Jahren wieder einmal zu sehen, es wird sicherlich auf der WM in Berlin im Showprogramm der „Old Heroes“ ein weiteres Wiedersehen geben.

 

Die Quadrille um Nana Degenhardt war ein weiterer Punkt in der gesamten Vorstellung der Gangpferde und zeigten mit den Fahnen wieder einmal die Gelassenheit und Zuverlässigkeit unserer Lieblingsrasse. Man merkte, dass obwohl einige Gangpferderassen vor Ort waren, die Islandpferde doch am stärksten vertreten waren.

 

Die Abschlusspräsentation am Nachmittag hatte noch einen weiteren Überraschungseffekt: erst kamen in versetzter Formation 80 Gangpferde in das Hauptstadion eingeritten, was bereits für tosenden Applaus der ca. 40.000 Zuschauer sorgte. Und dann kam „Harry“ …

 

Wer ist „Harry“? Ein braungescheckter Tinker aus Belgien, der nicht nur rasant tölten, sondern auch noch pfeilschnellen Rennpass beherrscht! Walter Feldmann entdeckte ihn letztes Jahr in Belgien, wo er bisher nur vor der Kutsche gelaufen war. Sein Besitzer war jedoch nicht sehr zufrieden mit „Harry“, da er wenig Neigung zum Trab vor der Kutsche zeigte. So tauschte ihn Walter Feldmann spontan gegen einen Isländer ein und nun sind beide zufrieden. „Harry“ darf nun endlich in Aegidienberg seiner „wahren Passion“ nachgehen – dem Tölt und ab und zu einen flotten Sprint im Rennpass. Und genau dieser „Harry“ war nun auf dem CHIO in Aachen zu sehen! Er sorgte für einen bisher nicht erreichten Begeisterungssturm der Zuschauer als er unter Walter Feldmann in das Hauptstadion hineinraste. Spontan entstand eine La-Ola-Welle, die das gesamte Stadion umfasste und die Menge zum Kochen brachte.

 

Ein derartiger Erfolg der Gangpferdepräsentation, mit vielseitigem Programm, hatte man wohl nicht erwartet - aber man lässt sich ja immer gerne positiv überraschen! Denn wir wissen ja: Einer geht noch!

 

Islandpferde zu Gast auf dem CHIO in Aachen

 

Der Auftritt von fast 90 Pferden 2008 in Aachen, die zur Eröffnung des CHIO die Flaggen der teilnehmenden Nationen in die Soers brachten, ist sicherlich noch vielen von uns in guter Erinnerung.


Auf jeden Fall haben wir damit auf den Aachen Laurensberger Rennverein und seinen Vorsitzenden Frank Kempermann einen bleibenden positiven Eindruck gemacht, denn in den Jahren danach waren wir immer wieder Gast in Aachen.


So zwei Jahre später mit einem Schaubild zum „Soerser Sonntag“, der jeweils vor dem eigentlichen Turnier als Einstimmung auf diese große Veranstaltung durchgeführt wird. Auch im vergangenen Jahr wurden Islandpferde präsentiert; exzellent auf dem Finostrip vorgestellt und dabei von einer Stepptanzeinlage und Percussion begleitet.

 

Und in diesem Jahr möchte man uns wieder dabei haben. Im Rahmen des Turniers steht der Freitag (28. Juni) im Zeichen der Zucht. „Gangpferde mit dem Schwerpunkt Islandpferde“ ist das Thema. Wir haben die Möglichkeit, in einem zweistündigen Programm Stuten mit Fohlen und Hengste vorzustellen, sowie Sport- und Showeinlagen dem fachkundigen Publikum zu zeigen und damit für unsere Rasse zu werben.

 

Unter der Leitung von Bundeszuchtleiterin Maria Siepe-Gunkel, unterstützt von Barbara Frische, Claudia Sirzisko und Marlise Grimm, wird z.Zt. intensiv an der Zusammenstellung des Programms gearbeitet.


Einmal mehr eine großartige Gelegenheit, auf unsere Islandpferde aufmerksam zu machen.

 

Claus Paulus

 

Fotos: Michael Strauch